BEN HÜBSCH
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B113 98/2014
Acryl auf Leinwand
95 x 80cm
Preis auf Anfrage

B144 99/2014
Acryl auf Leinwand
80 x 60 cm
Preis auf Anfrage

B98 1998/2013
Acryl auf Leinwand
35 x 45 cm
Preis auf Anfrage

B145 1999/2013
Acryl auf Leinwand
95 x 80 cm
Preis auf Anfrage

B62 1997/2013
Acryl auf Leinwand
35 x 45 cm
Preis auf Anfrage

B93 98/2014
Acryl auf Leinwand
95 x 80 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
40 x 55 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2011
40 x 55 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
80 x 60 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
45 x 45 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2011
45 x 45 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
150 x 260 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
150 x 260 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2011
55 x 40 cm
Preis auf Anfrage

Acryl auf Leinwand, 2012
45 x 45 cm
Preis auf Anfrage
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Farbe und Ornament sind die beiden
Eckpfeiler, mit denen sich Ben Hübsch in seiner
künstlerischen Arbeit auseinandersetzt. Diese beiden
Orientierungspunkte bestimmen seinen Umgang mit der Fläche,
dem Bildraum und dem Verhältnis von Figur zu Grund.
Das Ornament bietet mit seiner repetitiven auf Punkt- oder
Achsensymmetrie basierenden Struktur eine neutrale Basis für
das Durchspielen unterschiedlicher Farbbeziehungen. Durch die klare auf
mathematischen Grundregeln aufgebaute Systematik des Ornaments ist die
Findung der Komposition eingeschränkt, alle Bildteile werden
einer einzigen Gesetzmäßigkeit unterworfen, die ihre
Gleichbehandlung garantiert.
Nicht durch die Komposition, sondern erst durch den Einsatz der Farbe
wird aus einem mehr oder weniger komplexen Grundgerüst ein
bisweilen pulsierender Farbraum. Zwei unterschiedliche Konzepte lassen
sich im Werk von Ben Hübsch unterscheiden. Die
älteren Bilder sind geprägt durch einen einfachen,
strengen Bildaufbau. Mit farbigen gerade verlaufenden Bändern,
die auf der Bildebene miteinander verschränkt werden,
konstruiert der Künstler eine ausgeklügelten
Farbkomposition. Trotz vieler Überschneidungen und dem
Hervortreten bzw. Zurückspringen bestimmter Farbpartien ist
die Fläche nicht bloß Ort einer Komposition, sondern
auch deren Ziel.
Die Interaktion der Farbe spielt sich hier auf der Oberfläche
des Bildes ab. Neben der Abstufung verschiedener Farbtöne, vom
Hellocker zum Dunkelbraun beispielsweise, treten starke Farbkontraste,
die das Bild akzentuieren. Ein Neongelb hebt sich von einem dunklen
Violett ab oder eine himmelblaue Fläche findet ihre
gespiegelte Konterpart in einem quietschenden Rosa.
Ben Hübschs Bilder folgen einer Logik, dessen Regeln er selbst
aufgestellt hat, die aber bisweilen durch die Eigendynamik der Farben
zu einer schwer im voraus zu berechnenden Bildlösung
führen und im Prozess des Machens eine eigene Dynamik
entwickeln.
Gerhard Richter beschreibt 1990 in seinen Notizen diesen Vorgang wie
folgt:
“Jede Überlegung, die ich zum
“Bau” eines Bildes anstelle, ist falsch, und wenn
die Ausführung gelingt, dann nur deshalb, weil ich sie
teilweise zerstöre oder weil sie trotzdem funktioniert; indem
sie nicht stört und wie nicht geplant aussieht. ... Der
einzige Trost ist, daß ich mir sagen kann, daß ich
die Bilder trotzdem gemacht habe, auch wenn sie wie in
Eigengesetzlichkeiten gegen meinen Willen mit mir machen, was sie
wollen, und irgendwie entstehen. Denn immerhin muß ich ja
entscheiden, welches Aussehen sie dann letztlich haben dürfen
(das Machen von Bildern besteht in einer Vielzahl von Ja- und Nein-
Entscheidungen und einer Ja-Entscheidung am Ende). So gesehen kommt mir
das Ganze wiederum doch sehr natürlich vor oder besser
naturhaft, lebendig, auch im Vergleich zum gesellschaftlichen
Bereich.”
Bei aller Systematik, die der bildnerischen Struktur zugrunde liegt,
ist die Malerei von Ben Hübsch weit entfernt von der
asketischen Strenge konkreter Kunst. Ben Hübsch scheut keine
unorthodoxen Farbkombinationen, immer steht das lustvolle Ausbreiten
der Farben und der mutige Umgang mit neuen Pigmenten im Vordergrund.
Als Maler legt der Künstler großen Wert auf die
Handwerklichkeit der Malerei. Die Ränder werden nicht
abgeklebt, sondern frei Hand mit dem Pinsel gezogen. Dies
führt zu leichten Unregelmäßigkeiten, die
die Oberfläche beleben, die das Bild lebendig machen.
Bei den neueren Bildern führt der Künstler eine
weitere Komponente in das Bild ein: Die scharf konturierten
Bänder werden nun durch einen lasierenden Farbnebel
hinterfangen. Plötzlich öffnet sich die
Bildfläche nach hinten in einen diffusen Farbraum. Mit einer
ausgefeilten Nass-in-Nass Malerei werden sanfte
Farbübergänge und verwischte Ränder
möglich. Die Farbbänder sind nun nicht mehr an die
Bildoberfläche gebunden, sondern scheinen frei vor der
lasierenden „unscharfen“ zweiten Malebene zu
schweben. In Schwingungen versetzt scheinen sie die Bildränder
links und rechts zu überschneiden. Die gesamte
Bildfläche ist in Bewegung geraten und wird von einem
Pulsieren durchzogen.
Mit den neuesten kleinformatigen Arbeiten verlässt Ben
Hübsch vertrautes Terrain und wendet sich neuen Techniken und
Ausdrucksmitteln zu. Die Farbbänder im Vordergrund sind
verschwunden, das Zentrum des Bildes liegt frei. Verschiedene
Oberflächenstrukturen vermitteln unterschiedliche haptische
Qualitäten. Einmal erinnert ein matter Farbauftrag an
Pastellkreide, ein anderes Mal wird durch mehrmaliges Abschleifen und
wieder Auftragen von Farbschichten die Webstruktur der Leinwand
sichtbar gemacht. So wird die Transparenz der Farbe, ihre
Durchlässigkeit gesteigert. Der Prozess des Malens erscheint
hier als archäologischer Vorgang, als eine Art Freilegung des
Lichts. Dieser Eindruck wird verstärkt durch einen
zentrifugalen oder -petalen Aufbau der Farbe. Es geht eine Sogwirkung
von diesen Bildern aus, die bisweilen als bedrohlich empfunden werden
kann.
Das Ornament als Referenz ist nur noch als Hintergrundrauschen
auszumachen. Mir scheint hier ein neuer Weg eingeschlagen, der eine
verschüttete unterdrückte Seite der gegenstandslosen
Malerei aufzeigt. So gesehen kommen mir diese Bilder wie die andere
Seite der fest verorteten „Balkenbilder“ vor. Sie
sind unbestimmt, bleiben in der Schwebe, geben keinen Halt. Kosmisches
oder auch Biomorphes wird evoziert. Plötzlich stellt sich ein
ganze Reihe von Assoziationen an die Gegenstandswelt ein. Die
Selbstreferentialität des Ornaments tritt hier teilweise
zurück zugunsten des fremdreferentiellen Aspekts der Figur.
Zum Schluß
ein kurzer Exkurs in die Kunstgeschichte:
Denken wir an die
künstlerische Avantgarde vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs,
nehmen wir sie oft verkürzt war als eine forttschrittliche
Bewegung im Sinne der Aufklärung und des Rationalismus. Eine
Linie von der Avantgarde zum Konstruktivismus und schließlich
zur konkreten Kunst verkürzt diesen Weg auf eine rein
formalistische Entwicklung. Verschwiegen wird dabei oft der
große Einfluß esoterischer, okkulter und
spiritistischer Bewegungen. 1995 wurde erstmals umfassend in der
Ausstellung „Okkultismus und Avantgarde“, die in
der Kunsthalle Schirn Frankfurt gezeigt wurde, diese Verbindung
aufgezeigt. Mondrian, Kandinsky, Boccioni, Malewitsch, ein
Großteil der Protagonisten der künstlerischen
Avantgarde beschäftigte sich mit Okkultismus und Esoterik. Sie
wurde damals als die geheime Seite der anerkannten Wissenschaft gesehen.
In seinen Bildern transportiert Ben Hübsch diesen Diskurs der
Avantgarde. Er verabschiedet sich von dem Gebot der Reinheit
– seine Kunst ist nach allen Seiten hin offen.
Vor diesem Hintergrund möchte ich mit einem Zitat des
russischen Künstlers Larionow schließen, der 1913
den von ihm begründeten Rayonismus folgendermaßen
umschreibt.
„In der Malerei des Rayonismus wird durch das innere Leben
und das Kontinuum der farbigen Massen im Geiste des Betrachters ein
Synthesebild geformt – ein Bild, das Zeit und Raum
übersteigt. Man erhascht einen flüchtigen Blick der
berühmten vierten Dimension, da Länge, Breite und
Dichte der Schichtung der aufgetragenen Farben die einzigen Zeichen der
sichtbaren Welt sind. Alle anderen Empfindungen, die durch Bilder
hervorgerufen werden, gehören einer anderen Ordnung an
– und zwar jener übernatürlichen Ordnung,
die der Mensch stets suchen muß, jedoch nie finden wird, so
dass er sich subtileren und vergeistigteren Wegen der Darstellung
nähert.“
Nikolaus Bischoff
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